Kinderzimmermöbel von Christopher Grefe

Ich habe für meinen Sohn ein Kinderbett, eine Wickelkommode und einen Kleiderschrank entworfen und gebaut. Das ganze Vorhaben hat mich neben der Arbeit etwa 1 Jahr beschäftigt – zum Leidwesen meiner Frau. Mit dem Resultat ist sie aber nun glücklicherweise sehr zufrieden. Und der Kleine offenbar auch.

Die Möbel bestehen größtenteils aus massiver Erle, wobei die Korpora der Schränke teilweise aus Buche Multiplex gefertigt wurden (dazu später mehr).
Die Endbehandlung erfolgte mit Leinölfirnis. Nahezu alle Kanten wurden kindgerecht abgerundet.

Es handelt sich bei den Kinderzimmermöbeln um mein erstes wirklich ernsthaftes Massivholzprojekt. Viele Dinge habe ich zum ersten Mal ausprobiert, mit wechselndem Erfolg.

Ich werde die Möbel in der Reihenfolge des Baus beschreiben. Die Qualität der Fotos ist leider nicht immer besonders toll, was daran liegt, dass ich das Fotografieren beim Arbeiten häufig vergesse und dann in entsprechenden Momenten froh bin, wenigstens das Handy griffbereit zu haben.

Bett:

Begonnen habe ich mit dem Bett. Es ist vorgesehen für eine 140 x 70 cm Matratze und werkzeuglos in vier Teile zerlegbar. Dabei war mir wichtig, dass die Verschlüsse von außen unsichtbar sind. Die Verschlüsse, die ich gefunden habe (Foto 9 – 11), ziehen sich bei Belastung von selbst fest - vergleichbar mit den Berliner Betthaken, aber optisch noch dezenter.

Der Lattenrost kann für die ersten Lebensmonate auf einer mittleren, griffgünstigeren Höhe befestigt werden. Mittlerweile liegt er bei uns auf dem unteren Niveau. Da ein Lattenrost in dieser Größe recht kostspielig ist, habe ich diesen ebenfalls selbst gefertigt (Foto 16). 

Die Gitterstäbe sind – bis auf die jeweils mittleren 3 Stück – mit den unteren Wangen und dem Geländer verleimt (Foto 15). Die herausnehmbaren Stäbe stehen mittels starker Federn unter Spannung, sodass sie von Kinderhänden nicht herausgenommen werden können. Für die Fräsung der Stablöcher habe ich mir eine Schablone gebaut (Foto 7 & 8). Diese habe ich später noch abgewandelt, um mit ihr die Verschlüsse in die Kopfteile der Wangen und der Geländerteile einzufräsen.

Die Kopf- und Fußteile habe ich gezapft verleimt. Die Füllungen sind gespiegelt (Foto 4 & 5) und laufen in der Länge über den Mittelsteg „hinweg“. Leider kann man auf den Fotos 13 & 14 sehen, dass das Bett bereits die erste größere Schramme abbekommen hat. Aber das gehört bei Kindermöbeln wohl nun einmal dazu.

Wickelkommode und Schrank:

Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen, auch die Schränke komplett aus Erle Bohlenware zu fertigen. Da mir aber die Zeit schon beim Bett völlig aus dem Ruder lief (es war erst kurz vor dem Geburtstermin fertig geworden), habe ich mich entschieden, die Korpora aus Plattenware zu fertigen. Dabei dachte ich zunächst an Erle Tischlerplatte. Diese hätte ich aber bei meinem Holzhändler nur auf Bestellung bekommen, was bedeutet hätte, dass ich nicht aus mehreren Platten hätte auswählen können. Gemessen daran war sie recht teuer und die Furnier-Optik für die Schrank-Außenseiten auch nicht zu 100 % mein Geschmack.

Letztlich habe ich mich dann für eine sehr unkonventionelle Lösung entschieden. Versuche mit geölter Erle und geölter Buche ergaben, dass der Farbton recht ähnlich ausfällt. Die Innenwände und sämtliche Böden der Schränke habe ich daher aus 20 mm Buche Multiplex mit einem massiven Anleimer aus Erle gefertigt (Foto 1 – hier sieht man auch, dass ich einen der Böden zu kurz gesägt hatte. Ich habe mir mit einem breiteren Anleimer geholfen). Bei den Anleimern habe ich sehr gute Erfahrungen damit gemacht, diese nicht bündig zu fräsen, sondern sie mit dem Einhandhobel bündig beizuhobeln (Fotos 2 – vielen Dank an Heiko Rech für diesen Tipp!).

Bei den Außenseiten von Schrank und Kommode wollte ich eine „echte“ Erle-Optik haben, gleichzeitig aber konstruktiv in Bezug auf die Korpusverbindungen nicht Leimholz und Sperrholz mischen. Ich habe deshalb eine dünne Leimholzplatte aus Erle mit durchgehenden Lamellen von 7 – 9 cm Breite hergestellt (ca. 6 mm Stärke) und diese vollflächig auf eine 15 mm Buche Multiplex aufgeleimt (Foto 4). Die Vorderkante habe ich wieder mit einem Anleimer versehen.

Die Optik ist genauso geworden, wie ich es mir erhofft hatte (Foto 12 & 13). Dass das nicht ganz im Sinne der alten Meister ist, war mir bewusst. Ich habe es trotzdem darauf ankommen lassen und bislang hält es ausgezeichnet.
Dabei war sicherlich von Vorteil, dass die Erle und die Multiplexplatten bereits mehrere Monate in unserem Haus gelagert hatten und Erle generell in punkto Verzug ein eher gutmütiges Holz ist.

Die Wickelkommode lässt sich nicht zerlegen, was angesichts der Abmessungen nicht hinderlich ist. Der Wickelaufsatz ist so konstruiert, dass er später ohne verbleibende Spuren an der Deckelplatte abgenommen werden kann. Somit kann die Kommode nach der Windelzeit noch als „normales“ Möbelstück weiter verwendet werden (Foto 14).

Der Schrank ist insofern gut transportabel, als er hauptsächlich aus den zwei hohen seitlichen, vollständig verleimten Korpora besteht. Lediglich zwei Einlegeböden pro Schrankseite sind in der Höhe verstell-, bzw. herausnehmbar (Foto 11 - hier ist auf beiden Seiten der unterste Boden zugunsten der Spielzeugkisten herausgenommen worden).

Beide Seitenkorpora werden auf den Sockel gestellt und befestigt. Der Mittelteil des Schrankes besteht aus einer eingenuteten Rückwand und aus den einzelnen Regalböden, die daraufhin eingehängt und mit Drehverschlüssen links und rechts fixiert werden. Die Deckelplatte des Schrankes wird aufgelegt und durch die Deckel der beiden Seitenkorpora hindurch verschraubt. So erhält der Gesamtschrank seine endgültige Stabilität. Die Schubladen sowohl des Schrankes als auch der Kommode laufen auf gedämpften Hettich-Quadro V6 Systemauszügen und können nachträglich eingehängt werden.
Ihre Schubladenkästen bestehen aus 15 mm Buche Multiplex mit Erle-Anleimern.

Die Sockel, die Deckelplatten und sämtliche Türen des Schranks und der Kommode sind Erle massiv. Die Füllungen wurden jeweils dreifach gespiegelt (also / \ / \) und laufen in der Länge wieder über die Querfriese hinweg durch (sowohl bei den Schranktüren als auch bei den Schubladen). Die Füllungen der rechten und der linken Schranktür stammen außerdem nebeneinander aus derselben Bohle, was man erfreulicherweise an der sehr ähnlichen Maserung sieht (Foto 10). Auch die Friese der Tür- und Schubladenrahmen bestehen sämtlich aus über die ganze Länge durchgehenden Teilen, sogar quer und längs durch die Schubladen (Foto 7). Das alles war hinsichtlich der „Teilelogistik“ eine echte Herausforderung für mich. Im Ergebnis zwar nur mit einem scharfen Blick zu sehen, aber genau das bereitet mir nach wie vor eine unglaubliche Freude.

Die Drehtüren sind mit gedämpften Topfbändern angeschlagen. Die Tür- und Schubladengriffe wurden mithilfe einer Schablone in die Rahmenteile eingefräst. Sie orientieren sich mit ihren Maßen an der Höhe der Schubladenfüllungen. Dabei ergab sich konstruktiv noch ein optisches und technisches Problem: Da der Türgriff bei der Kommode z. B. nur die halbe Schrankinnenwand abdeckte (Schubladen und Tür „teilen“ sich die Innenwand), ragte diese nur 1 cm in den Griff hinein. Bei dem Schrank hingegen habe ich die Türen aus optischen Gründen vollständig vor die Schrankinnenwand gesetzt, sodass diese Innenwand in voller Breite in den Griff hineinragte.
Damit sich in diesen Griff besser hineingreifen lässt, habe ich mithilfe der verwendeten Griffschablone und einem Hohlkehlfräser zusätzliche Griffmulden in die Korpuswände eingefräst (Bild 15). Das ergab auch eine einheitlichere Optik, da nun von außen betrachtet immer nur ein dünner Steg in den offenen Griff hineinragt.

Fazit:

Das Projekt hat mich vor allen Dingen zeitlich viel länger beschäftigt als erwartet. Außerdem bin ich mit den Abmessungen der Schrankelemente immer wieder an die Grenzen meiner kleinen 10 m² Werkstatt gestoßen. Zum Aufsägen der langen Schrankelemente habe ich die Bandsäge nach draußen stellen müssen. Die Leim- und Schleifarbeiten an den großen Schrankflächen habe ich ebenfalls außerhalb der Werkstatt auf Böcken ausgeführt.

Wieder einmal begeistert hat mich meine winzige Ulmia Bandsäge, mithilfe derer ich selbst die 10 cm hohen Elemente der Schranktürfüllungen und die Lamellen für die Schrankseitenteile auf einer Länge von ca. 1,80 Meter präzise auftrennen konnte. Ein tolles Gerät!

Die Kinderzimmerausstattung war in vielerlei Hinsicht ein echtes Mammut-Projekt für mich und als erste größere Massivholzarbeit eine immense Herausforderung. Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden und habe viel dabei gelernt. Außerdem macht es mich sehr stolz, so etwas für meinen Sohn geschaffen zu haben. Nach einigen Monaten Schaffenspause habe ich nun wieder Tatendrang und ich überlege, welches Projekt ich als Nächstes in Angriff nehmen werde. Die Liste ist lang…

 

Fotoüberblick

 

 

Diaschau ( für Einzelbetrachtung Foto anklicken):