Tür aus Esche
Kurze Vorgeschichte zum Türenbau:
Im Laufe der Jahre verändern sich auch die schönsten Dinge und an dem ehemals Neuen hinterlässt der Zahn der Zeit seine deutlichen Spuren.
So hatten die Jahre der Nutzung auch ihre Auswirkungen im Schlafzimmer hinterlassen und ich hatte das eindringliche Gefühl, dass hier nur die komplette Rundumerneuerung zu einer zufriedenstellenden Abhilfe führen würde.
Der bisher auf vollflächig verklebtem Teppichboden schwimmend verlegte Esche-Parkettboden sollte bei dieser Gelegenheit – mitsamt dem Teppichboden – einem neuen, keramischen Bodenbelag weichen.
Da zugleich die bisherigen Klappläden des Hauses gegen Vorbaurolläden getauscht wurden, war auch das Verlegen neuer Elektroleitungen sowie die dadurch nötigen Beiputz- und Streicharbeiten anhängig.
Die ehemals dunkel lasierten Meranti-Holzfenster und die Terrassentür des Schlafzimmers hatte ich im Vorjahr bereits umlackiert, so dass letztendlich nur noch die alte Kiefer-Zimmertür (mit deutlichen Nutzungsspuren, speziell der Krallen der Vierbeiner) das Gesamtbild trübte.
Wie es manchmal so ist habe ich in einer Spontanaktion diese Tür samt Zarge der Renovierungs-Abfallsammlung hinzugefügt und damit war unwiderruflich geklärt, dass eine neue Tür die Renovierungsarbeiten abrunden würde.
Sehr reizvoll war der Gedanke diese Tür als „Selbstbaulernprojekt“ anzusehen.
Nach einigen Tagen des Hin- und Herüberlegens habe ich mich dann endlich zur unumstößlichen Entscheidung durchgerungen:
Selbst ist der Mann !
Bau der Zarge (Vollholz):
In den Wochen der Dreck-, Staub-, Klebe- und Streicharbeiten hatte ich ausreichend Zeit mich gedanklich mit dem Bau der Zimmertür zu beschäftigen. Wie so oft erkennt man die Fülle der zu beachtenden Details erst dann, wenn man sich in ein solches Projekt vertieft.
Irgendwann waren dann die anderen Arbeiten und die Türplanung erledigt und die Holzbauarbeit stand nun endgültig an.
Da ich noch über einen ausreichenden Vorrat an Esche-Blockware verfügte und mir dieses Holz sehr gut gefällt, war somit auch die Frage der Holzauswahl beantwortet.
Um den letzten Baustellencharakter des renovierten Zimmers zu verscheuchen bot es sich an, zuerst die Türzarge herzustellen und einzubauen und erst danach an die Fertigung des Türblattes zu gehen.
Gesagt, getan!
Das Sichten und Sortieren der Blockware ergab als günstigste Realisierungsmöglichkeit, die Zarge und die Friese der Tür aus den hellen Escheanteilen zu fertigen, während für die Füllungen dann die noch vorhandenen Braunkernanteile in ausreichender Menge zur Verfügung standen.
Nach den üblichen Arbeitsgängen – Auftrennen, Abrichten und Fügen der Blockware - wurden die Lamellen für die Zarge zusammengestellt, verleimt und auf Dicke gehobelt. Anschließend erfolgte das Nuten des Futterrahmens für die Aufnahme der Falz- und Zierverkleidung, der Dichtung sowie auch das Zusägen auf exaktes Endmaß.
An dieser Stelle sei vermerkt, dass alle Fräsarbeiten zum Türenbau nur mit einem Falzkopf und einem Verstellnuter auf der (abgebildeten) Tischfräse ausgeführt wurden
Die Futterrahmenteile wurden an den Ecken stumpf verbunden und unverleimt verschraubt. Ein Arbeiten auf Gehrung erschien mir - wegen der Massivholzausführung - zu risikoreich.
Die überflüssigen Teile des genuteten Futterrahmens habe ich schnell händisch mit Stecheisen entfernt, so dass später auch die Falz- und Zierverkleidung eingesetzt werden konnten. Da die Zarge vor Ort hergestellt und auch eingebaut wurde bedurfte es keinerlei Verbindungen, die für einen Transport oder Versand nötig gewesen wären.
Nach den Hobel- und Fräsarbeiten zur Herstellung der Falzverkleidung wurden vor dem Verleimen die Bohrungen für die Scharniere und Bandtaschen angebracht sowie das Schließblech eingelassen. Hier habe ich mir aus rein persönlichen Gründen den (wenig ökonomischen) „Spaß“ gegönnt und die Einpassarbeiten händisch mit Schnitzeisen ausgeführt.
Und das hat mir richtig Freude bereitet, das sei einmal nebenbei vermerkt. Gottlob sind das die schönen Seiten eines Hobbywerkers, der nicht den Sachzwängen eines gewerblich tätigen Tischlers unterworfen ist!
Die auf Gehrung gesägten Falz- und Zierverkleidungen wurden zur Absicherung, je nach Materialstärke und eventuell auftretender Belastungen, noch zusätzlich mit Dominos oder Lamellos versehen und verleimt.
Noch zu vermerken sei hier, dass die Positionierung der Bänder, Bandtaschen usw. nach DIN 18101 ausgeführt wurden.
Als Oberflächenbehandlung habe ich Osmo Hartwachsöl farblos gewählt und dies zweifach aufgetragen.
Irgendwann waren dann alle Zargenteile fertig und deren Einbau war ein schöner, abschließender Zwischenschritt des Türenbaus, da er optisch den Rohbaucharakter des Schlafzimmers endgültig beendete.
Die Zarge wurde hierbei nur mit einem 2-Komponenten-Polyurethanschaum befestigt, der speziell für solche Montagearbeiten vorgesehen ist.
Bau des Türblattes
Nachdem die Zarge eingebaut war wollte ich nun natürlich auch möglichst schnell das fehlende Türblatt anfertigen. Eine konkrete Vorstellung hatte ich ja bereits, so dass es nun ausschließlich um die Anfertigung und Bewältigung konstruktiver Schritte ging.
Der Türrahmen sollte neben den beiden Längs- noch fünf Querfriese aufweisen, mit einer jeweiligen Breite von 140 mm, wobei die Breite des unteren Querfrieses 200 mm beträgt. Alle Friese weisen eine Stärke von 42 mm auf (vgl. DIN 18101), so dass ich nicht unnötig viel Material meiner 52 mm dicken Blockware abhobeln musste.
Hierzu eine Zwischenanmerkung:
Abweichend von den üblichen Abläufen des Türenbaus beschloss ich, die Füllungen der Tür nicht in zuvor gefräste Nuten der Friese einzusetzen, sondern zuerst den Grundrahmen des Türblattes anzufertigen und die Füllungen anschließend mittels Leisten einzusetzen.
Dieser Bauschritt ist ein Resultat meiner langjährigen Erfahrung als Halter von Hunden, die in der Eingewöhnungszeit gerne mit ihren Krallen die unteren „Glasleisten“ und Füllungen zerkratzen, um so scheinbar eine Tür öffnen zu können. Diese recht aufwändige „Leistentechnik“ lässt also gegebenenfalls einen nachträglichen Austausch von Leisten und auch Füllungen zu, was bei der traditionellen Bauweise nicht möglich wäre.
Ebenfalls - entgegen üblicher Arbeitsabläufe in einer Tischlerei - habe ich die Friese vor dem Zusammenbau gefälzt, nachdem zuvor schon alle Dübelbohrungen (Dübel: 16x160 mm) eingebracht und gesenkt wurden.
Das Senken der Bohrungen mit einem 30 mm Kegelsenker dient speziell der möglichen Aufnahme von austretendem Leim (in diesen kleinen Hohlräumen) beim Verpressen der Friese.
Wenn man alleine werkelt ist es wesentlich einfacher nur einen einzelnen Fries zu handhaben, als jeweils ein komplettes Türblatt (Endgewicht: 35 kg) in der Werkstatt herumzuwuchten. Auch die Fräsung für den Einbau des Einsteckschlosses in den Längsfries (mit der Langlochbohrmaschine und Pendelschlitzbohrer) und die für die Türdrückergarnitur wurde vor dem Zusammenbau des Türrahmens bewerkstelligt.
Das Verleimen der Rahmenkonstruktion der Tür war der Arbeitsschritt, der mir am meisten Kopfzerbrechen bereitete und für den ich mir extra einen Leim mit langer offener Zeit (Bindan 30) besorgt hatte.
20 (!) lange Dübel dieses Durchmessers in einer Rahmenkonstruktion einzupassen und zu verleimen war absolutes Neuland für mich. Zudem musste dieser Arbeitsschritt insgesamt recht zügig ausgeführt werden, da der zuvor aufzutragende Leim keinen großen Spielraum für nachträgliche Korrekturen zulässt.
Bei diesem Arbeitsschritt habe ich daher die Hilfe und Unterstützung eines guten und auch „holzerfahrenen“ Bekannten in Anspruch genommen, nachdem ich zuvor schon eine vorsichtige „Trockenpassprobe“ nicht unterlassen konnte.
Nach dem Leimauftrag und dem Eintreiben aller Dübel in die Querfriese habe ich diese zuerst alle - unter Zuhilfenahme eines Fäustels (1 kg) und Schlagholzes - in den bandseitigen Längsfries eingetrieben und abschließend den anderen Längsfries auf die Dübel aufgesetzt.
Mir fiel zwar der erste Stein vom Herzen als sich dieser Längsfries mit dem Hammer recht gut eintreiben ließ, aber das letzte Stück wollten sich die Dübel partout nicht in die Bohrungen einpassen lassen!
Da kam leichte Panik und Hektik auf, das kann ich nachträglich sagen!
Ein nochmaliges Zerlegen des Türrahmens war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich und den letzten nötigen Millimetern widersetzten sich die Dübel trotz recht wuchtiger Hammerschläge.
Gottlob sei dem Heimwerker, der auf eine hydraulische Rahmenpresse zurückgreifen kann !!!
Dem enormen Druck von vier hydraulischen Presszylindern konnte dann letztlich auch die 20 Dübel nicht widerstehen und gaben irgendwann ihren Widerstand auf!
An dieser Stelle kann ich klar sagen, dass das Verleimen nur mit Hilfe von Schraubzwingen sehr wahrscheinlich misslungen wäre, da ich so den nötigen Pressdruck nicht hätte aufbauen können.
Hintergrund dieser kritischen Situation war mein Versäumnis, die Dübel zuvor alle auf Maßhaltigkeit zu überprüfen!
Dieser Fehler wird mir mit Sicherheit nicht mehr unterlaufen und – sollten manche Dübel ein leichtes Übermaß aufweisen, wie es in meinem Fall gewesen war – so kämen sie künftig zuvor in den Backofen, bis das gewünschte Maß durch Nachtrocknung erreicht wäre.
Das Anfertigen der Füllungen und der dazu gehörenden Leisten war dann ein „lockeres“ und fröhliches Arbeiten, da nun keine nennenswerten Probleme mehr auftreten konnten. Einzig ein sehr sorgfältiges und sauberes Arbeiten mit den Gehrungen ist hier nötig, damit die Tür letztlich ein „professionelles Outfit“ aufweisen kann.
Die abschließende Oberflächenbehandlung, der Einbau der Türbänder, des Einsteckschlosses (ich habe Klasse 3 gewählt) und der Messing-Drückergarnitur waren die letzten anstehenden Arbeiten und so war dann auch der ersehnte Augenblick gekommen, das fertige Türblatt an seinem vorgesehenen Ort einzuhängen.
Statt weiterer Worte lassen ich hier noch Bilder sprechen.