Absauganlage

Meine Absauganlage ist ein Projekt, daß nur Mittel für den Zweck der Holzbearbeitung ist. Eine Anlage mit einer ähnlichen oder besseren Funktion kann man selbstverständlich fertig kaufen.

Man kann sich auch wunderbar darüber streiten, was preiswerter oder sinnvoller ist, kaufen oder selbermachen.

Auf jeden Fall ist es ein gutes wenn nicht befriedigendes Gefühl, wenn man selbst eine Idee umgesetzt hat und diese dann auch so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat.

 

Ausgangssituation:

Ein großer Teil meiner stationären Holzbearbeitungsmaschinen sind in der Mitte meiner Kellerwerkstatt angeordnet. Zur Absaugung diente eine Elektra Beckum SPA 1000 (230V) mit Stoffsack und einem Absaugschlauch von ca. 2,50 m. Trotz der zentralen Lage der Maschinen musste die Absaugung oft zu den Maschinen hin bewegt werden und stand dann im Weg. Das Gerenne zum Einschalten der Absaugung nervte mächtig und außerdem produzierte die Absaugung nicht gerade Reinluft, d.h. nach längerem Arbeiten hatte ich immer einen leichten Hustenreiz.

Fazit: Die Absaugung mußte anders organisiert werden.

 

 

Vorüberlegung I (was soll erreicht werden):

Räumlich sollte die Absaugung nicht mehr in der Mitte der Werkstatt stehen. Es sollte nicht nur Späne, sondern auch Staub abgesaugt werden unter Einbeziehung aller stationären Maschinen und aller Kleinmaschinen. Das Gerenne zum Ein-und Ausschalten und Verbinden der jeweiligen Maschinen (Schieber) sollte minimiert werden. Keine Beeinträchtigung des Werkstattklimas, d.h. kein Wärmeverlust, keine unangenehmen Luftströme und möglichst reine Luft. Die Lautstärke sollte sich im Rahmen halten und die Sicherheit der Anlage bezüglich des Brandschutzes sollte gewährleistet sein. Der Kostenrahmen sollte 450-500 Euro (Stand ca. 2008) nicht überschreiten.

 

Vorüberlegung II (was ist möglich):

Überblick über die grundsätzlichen Möglichkeiten sind hier sehr schön beschrieben: https://www.woodworking.de/cgi-bin/wiki/wiki.pl?Absauganlagen

 

Eine komplett fertige neue Anlage für den vorgegebenen Preis kaufen war wohl aussichtslos. Also mußte irgend etwas möglichst preiswertes Gebrauchtes her, das sich an meine Bedürfnisse anpassen ließ.

 

Vorüberlegung III (was kostet es):

Als erstes habe ich einen Überblick hinsichtlich der Kosten vorgenommen. Elektrische Schieber wurden sofort gestrichen, da diese allein den Kostenrahmen gesprengt hätten. Da die Absaugung jetzt nicht mehr in der Mitte stehen sollte, mußten zwangsläufig flexible Absaugschläuche und/oder Wickelfalzrohre besorgt werden (kalkulierte Kosten ca. 230,-). Eine professionelle Anlaufautomatik kann man fertig z.B bei Felder für ca. 120,- kaufen. Mit meinem Nachbarn (Elektriker!) konnte das glücklicherweise wesentlich günstiger realisiert werden. Trotzdem kamen natürlich noch Kosten für Kabel Stecker u.ä. von ca 120,- dazu. Da blieb für die eigentliche Anlage kaum etwas übrig.

 

Realisierung:

 

Hier kamen zwei Dinge zusammen. Zum Einen war ich nach langen Suchen bei EBAY fündig geworden und hatte eine alte Absauganlage für 70,- ersteigern können.

 

Die Absauganlage (Ventilatorenfabrik Oelde) ist vermutlich in den 60er Jahren für den gewerblichen Einsatz in der Metallverarbeitung erstellt worden. Sie hat eine Luftleistung von 30 m³ / Min ( also 1800m³ / Std) und einem Motor von 3 PS (2,2 KW) 380V. Für mich ideal, da die Ansaugleistung wesentlich höher ist als die der SPA 1000, für meinen Abrichte/Dickten (Scheppach HMS 260) also mehr als ausreichend, aber auch nicht so hoch, daß durch statische Aufladungen z.b. bei Verwendung von Kunststoffanschlüssen Funkenflug entstehen könnte.

Sie ist ursprünglich als eine konventionelle Rohluftanlage konzipiert worden, mit einer Schublade als Auffangbehälter. Das Prinzip dieser Anlage und der Unterschied zu einer Reinluftanlage ist hier sehr anschaulich erklärt:

 https://www3.al-ko.de/lufttechnik/absaugtechnik/produkte/reinluft_rohluft.html

 

 

Zum Anderen hat mir Christopher Grefe einen Zyklon geschenkt, den er ursprünglich selbst nutzen wollte, dann aber doch keine Verwendung mehr dafür hatte. Der Zyklon, vermutlich auch mal in den 60er gewerblich genutzt, war ein Trümmer mit einem Durchmesser von mehr als 90 cm und entsprechender Höhe mit zwei Ansaugrohren von 120mm und 200mm Durchmesser.

Das Prinzip eines Zyklons ist u.a. an dieser Stelle sehr anschaulich erklärt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Fliehkraftabscheider

 

 

Meine Idee war jetzt, den Zyklon vor die eigentliche Absauganlage zu schalten, so daß zumindest die Hobelspäne getrennt würden und in einen separaten Bunker ( hier zuerst als Provisorium in ein 60 l Ölfaß) gesammelt werden könnten.

 

 

Da ich das Zyklonungetüm so nie in meine Kellerwerkstatt, geschweige denn in meine freigeräumte Ecke bekommen hätte, habe ich den Zyklon einfach an meine Bedürfnisse angepasst (Flex, Schutzgasschweißgerät, leidliche Peckerkenntnisse). Er hat jetzt einen Durchmesser von 60 cm, Höhe von ca 90 cm und nur noch ein Ansaugrohr von 120 mm. Als Innenrohr, bzw. Absaugrohr habe ich ein Rauchrohr DN 150 (Bild 4 und 5) genommen und über einen Schlauch (Bild 6: Entkoppelung) an die Absauganlage gehängt. Bei den Maßen habe ich mich am Original (Relation) orientiert, den Rest nach "es wird schon gutgehen".

Der Zeitaufwand für das Leerräumen der Ecke war zumindest gefühlt länger als das Fertigstellen des Umbaus.

 

 

Auf Bild 1 sieht man den Zyklon auf der linken Seite. Er ist mit einem 150er Schlauch an die Absauganlage gekoppelt. Unter dem Zyklon sieht man das Ölfass (hier noch ohne Anzeiger) als Spänebunker. Rechts im Bild sieht man, daß die Absauganlage einen weiteren Auffangbehälter in Form einer Schublade hat. Über der Schublade, hinter den Luftauslassgittern befinden sich Filter der Klasse F9. Bilder 2-5 geben einen Einblick ins Innenleben des Zyklons.

 

 

Einschaltautomatik (Bild 8):

Definierte Maschinen (alle, die an der Verteilung angschlossen sind), egal ob 230V oder 400V, aktivieren beim Einschalten ( leicht zeitversetzt) die Absaugung. Nach dem Ausschalten der jeweiligen Maschine wird auch die Absaugung (ein paar Sekunden später) ausgeschaltet. Genial.

 

 

Absaugsteckdose (Bild 12):

Automatische Schieber waren bei dem Preis nicht drin und eine automatische Schieber-Alternative ist mir nicht eingefallen. Ich habe mich für manuelles umstecken des Saugschlauches an einer zentralen Stelle entschieden. Diese wurde von Björn nach einem Holzwerkertreffen bei mir Absaugsteckdose getauft und heißt jetzt natürlich so.

 

Spänebunker/Füllstandsanzeiger (Bild 9):

Als Spänebunker diente erstmal als Provisorium ein 60 l Ölfass.

Kurz unterhalb des oberen Randes vom Ölfass (Spänebunker) hab ich einen kleinen Ausschnitt (ca 5x10 cm) in das Fass geschnitten und diesen mit Plexiglass verklebt. Das dient mir als Füllstandsanzeiger. Simpel, aber funktioniert ausgezeichnet.

Ich habe mir ein weiteres 60l Fass zugelegt und das Provisorium wird eine Dauerlösung. Da ich die Späne aus dem Keller über eine Wendeltreppe nach oben abtransportieren muß, finde ich mittlerweile die kleinen Fässer für meine Verhältnisse genau richtig. Sie sind handlich, nicht so schwer und zerreißen nicht beim transportieren.

 

 

Filter / Rüttlung:

Der vor den Ventilator angebrachte Zyklon filtert die vom Ventilator angesaugte Luft ja nur zum Teil. Systembedingt verschlechtert sich die Trennung von Luft und Staub, je kleiner die Partikel werden. Deshalb muß die Luft, die der Ventilator herausdrückt, nochmal gefiltert werden. Das geschieht in dem großen rechteckigen Kasten der 2 Luftauslässe hat, in denen ich jeweils einen F9 Taschenfilter eingebaut habe. Die restlichen Partikel sammeln sich dann in der darunter liegenden Schublade. (Bild 7)

Ein Problem war hierbei, das ich die Filter entgegen ihre eigentlichen Strömungsrichtung einbauen mußte. Dabei wird dann meines Erachtens nicht die Filterwirkung beeinträchtigt, sondern der Luftdurchsatz reduziert. Auch hier bin ich nach dem Prinzip Versuch macht Klug vorgegangen. Der Luftdurchsatz ist hoch genug. Wie schnell sich die Filter zusetzen, wir sich mit der Zeit zeigen. Deshalb habe ich auch bis jetzt auf eine Rüttlung verzichtet.

Selbstverständlich kann ich wegen fehlender Meßinstrumente keine genauen Aussagen über die tatsächliche Filterwirkung machen. Aber: Ich habe auch nach längerem Arbeiten keinen Hustenreiz mehr, es flimmern keine Staubpartikel mehr und die Nase bleibt sauber.

 

 

Rohre / Schläuche:

Die Deckenhöhe in meinem Werkstattkeller ist nicht besonders hoch. Deshalb habe ich 100er Wickelfalzrohr vom Zyklon über eine Reduzierung kommend ( Bild 10) unter der Decke befestigt. ( Bild 11) Das Rohr reicht bis über die Absaugsteckdose und geht dann über in einen 100er Schlauch.(Bild 12). Die weiter Verteilung erfolgt ab hier. Entweder direkt an eine Maschine oder über die Absaugsteckdose.

Kanäle wären zu teuer gewesen und Rohre mit größerem Durchmesser hätte ich als störend empfunden. Ab der Absaugsteckdose habe ich 100er Späneabsaugschläuche verwendet. Grundsätzlich bin ich nach dem Motto vorgegangen, möglichst kurz, möglichst Rohr (1% Verlust/m) verwenden und sowenig Schlauch (8% Verlust/m) wie nötig.

 

 

Was leistet die Anlage jetzt tatsächlich:

Für mich am spannendsten war, ob und in welchem Maß der vorgeschaltete Zyklon die Abscheidung des Absaugguts aus der Luft schafft, zumal ich auf einen Apexkegel verzichtet habe. Die Idee war, daß zumindest die Hobelspäne getrennt wird und im Spänebunker landet und nur ein kleiner Teil in der Schublade.

Wenn man zwischen Hobel-/Fräserspäne, Sägespäne und Schleifstaub unterscheidet, komme ich zu folgendem Ergebnis: Bei leerem Spänebunker werden Hobel-/Fräserspäne und Sägespäne zu 100% getrennt, sogar Schleifstaub zu ca. 50%. Klötzchen sowieso. Die Trennung funktioniert gut, bis der Bunker, hier die Öltonne, bis zum Rand voll ist. Dies funktioniert ohne Apex-Kegel oder Zellradschleuse. Wird die Füllhöhe allerdings überschritten, wird das Absauggut wieder angesaugt und eine Trennung findet nicht mehr statt. Deshalb mußte ich unbedingt einen Füllstandsanzeiger bauen. Hans hat das Prinzip im Holzwerkerforum hier wunderbar beschrieben:

 https://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/noframes/read/62182

 

Wirklich gut ist auch der Einsatz der Anlage mit Kleinmaschinen. Bislang benutze ich den Absaugschlauch für die Schutzhaube der Tischkreissäge auch alternativ (manchmal mit Schlauchverlängerung) für die Absaugung meiner Kleinmaschinen. Dies klappt auch ganz hervorragend. Nur für die Oberfräse könnte die Absaugleistung etwas höher sein. In Zukunft werde ich wahrscheinlich dafür die Absaugleitung direkt mit der Absaugsteckdose verbinden.

 

Einen Aspekt, den ich auf keinen Fall mehr missen möchte, ist die Benutzung der Anlage als Staubsauger. (Bild 13) Späne und Staub auf dem Boden, der Hobelbank oder sonstwo lassen sich schnell und komfortabel beseitigen. Ich benutze hierzu den Absaugschlauch, der von der Decke zur Absaugsteckdose geht. Mit einer Schlauchverlängerung kann ich fast jeden Punkt der Werkstatt erreichen. Zur Benutzung als Bodenstaubsauger wird einfach ein ca. 2m langes KG Rohr vor den (verlängerten) Schlauch gehängt, an dessen Anfang ich eine Verbreiterung hinzugefügt habe.